
Egal ob du Cannabis als medizinisches Hilfsmittel nutzt oder dich eher für den Genusseffekt interessierst – wir alle kennen die scheinbar ewige Frage: „Ist das jetzt eine Indica oder eine Sativa?“ Über Jahre hinweg war diese Unterscheidung für viele Konsument*innen die ultimative Checkliste in Sachen Wirkung: „Indica macht müde, Sativa macht wach“. Doch die neueren wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen: So einfach ist es nicht. Und vielleicht ist es sogar an der Zeit, unseren geliebten Sorten einen genaueren Blick unter die Trichome zu gönnen.
Die klassische Unterscheidung: Wo kommt der Mythos her?
Traditionell werden Cannabispflanzen auf Basis ihrer morphologischen Merkmale unterschieden:
Cannabis Sativa
Große, schlanke Pflanzen
Lange Blütenstände, dünne Blätter
Ursprünglich in äquatorialen Regionen beheimatet
Cannabis Indica
Kürzere, buschigere Wuchsform
Dichtere Blütenstände, breite Blätter
Wurde insbesondere in kühleren Regionen wie Zentralasien angebaut
Damals waren diese Merkmale für Züchterinnen und Botanikerinnen durchaus hilfreich: Äußere Merkmale und Wachstumsverhalten ließen Rückschlüsse auf das ideale Anbaugebiet zu. So konnten Landwirt*innen gezielt Sorten wählen, die in bestimmten Klimazonen besonders gut gedeihen.
Im Laufe der Zeit aber hat die Popkultur begonnen, diesen morphologischen Unterschied unmittelbar mit spezifischen Effekten gleichzusetzen. Indica steht heute für chillige Couchlock-Vibes, Sativa verspricht Energie und Kreativität. Ganz ehrlich? Dieses Bild hat sich fest in unseren Köpfen verankert.

Der wahre Einflussfaktor: Terpen- und Cannabinoidprofile
Doch was sagt uns die Wissenschaft? Wenig überraschend ist es nicht die äußere Form einer Cannabispflanze, die über ihre Wirkung entscheidet. Stattdessen rücken Cannabinoide wie THC, CBD und zahlreiche andere Substanzen (z. B. CBG, CBC, THCV) sowie Terpene in den Fokus.
Cannabinoide
THC (Tetrahydrocannabinol): Der bekannteste psychoaktive Wirkstoff, verantwortlich für das High-Gefühl.
CBD (Cannabidiol): Nicht psychoaktiv, dafür aber sehr spannend für medizinische Anwendungen: kann entspannend, entzündungshemmend und angstlösend wirken.
Darüber hinaus gibt es immer mehr Studien zu Cannabinoiden wie CBG (Cannabigerol), CBC (Cannabichromen) und THCV (Tetrahydrocannabivarin), die in geringeren Mengen vorkommen, aber eigene, oft beeindruckende Effekte haben.
Terpene
Terpene sind natürliche Aromastoffe, die in vielen Pflanzen vorkommen. Sie sind nicht nur für den Duft und Geschmack des Cannabis verantwortlich, sondern spielen auch bei der Wirkung eine große Rolle (Stichwort Entourage-Effekt). Einige der wichtigsten Terpene sind:
Myrcen: Wird oft eine beruhigende, sedierende Wirkung zugeschrieben.
Limonen: Kann stimmungsaufhellend wirken und gibt Zitrusfrüchten ihren charakteristischen Duft.
Caryophyllen: Ein pfeffrig-würziges Terpen, dem eine entzündungshemmende Wirkung nachgesagt wird.
Pinene: Bekannt aus Kiefernwäldern, wirkt oft klarheitsfördernd und konzentrationssteigernd.
Was in der Pflanze steckt, ist viel wichtiger als das Etikett „Indica“ oder „Sativa“. Eine eher nach Sativa aussehende Pflanze kann dich trotzdem in den Couchlock befördern, wenn ihr Terpenprofil entsprechend ausfällt – und umgekehrt.

Ein Blick in die Geschichte: Warum hält sich die Unterscheidung so hartnäckig?
„Indica chillt, Sativa pusht.“ – Diese simple Formel ist so eingängig, dass sie sich problemlos überall verbreiten ließ. Und gerade in Ländern, in denen Cannabis seit Jahrzehnten stark reglementiert oder gar illegal war, gab es kaum wissenschaftlich fundierte Aufklärungsarbeit. Stattdessen griff man auf landläufige Mythen zurück oder hörte auf „Insider-Tipps“.
Für viele Menschen war (und ist) es überdies schlicht und einfach praktisch, mit zwei Kategorien zu arbeiten. Sortenvielfalt, Terpene, Cannabinoidprofile? Das klingt für manche erstmal kompliziert. Doch wenn wir in eine Zukunft mündiger Konsument*innen blicken, kommen wir um diese Detailbetrachtung nicht herum.
Landraces, Hybride & moderne Züchtungen: Das Chaos perfekt?
Die heutigen Cannabissorten sind nicht mehr die „reinen“ Ur-Varianten von einst. Der Markt ist voller Hybride, die aus unzähligen Kreuzungen hervorgegangen sind. Mal erinnern diese Hybride in ihrem Wachstum an Indica, mal an Sativa – oder sie vereinen beides zu gleichen Teilen.
Diese immense Vielfalt ist auch ein Grund, warum das alte Indica-Sativa-Paradigma auseinanderfällt. Viele Sorten sind in ihrer Genetik so vermischt, dass eine eindeutige Einteilung in „rein Indica“ oder „rein Sativa“ kaum noch möglich ist. Stattdessen verwenden fortschrittliche Betriebe und Forschungseinrichtungen den Begriff Chemovar („chemische Varietät“). Hierbei wird die Pflanze auf Basis ihrer chemischen Zusammensetzung klassifiziert – sprich Cannabinoid- und Terpengehalt.

Cannabis & Medizin: Warum ein genauer Blick zählt
In der Medizin ist die Einteilung nach Indica oder Sativa höchstens ein grober Richtwert. Denn was Patientinnen wirklich brauchen, ist eine Sorte, die gezielt auf ihre Symptome zugeschnitten ist. Ob es um Schmerzreduktion, Schlafverbesserung, Angstlösung oder Appetitanregung geht – jeder reagiert individuell.
Praxisbeispiel:
Ein Patient mit chronischen Schmerzen und Schlafstörungen könnte von einer Sorte profitieren, die reich an THC und myrcenlastigen Terpenen ist.
Eine anderer Patient*in, der/die unter Angstzuständen leidet, fühlt sich möglicherweise mit einer CBD-reichen Sorte und einem hohen Limonen-Gehalt am besten.
Moral der Geschicht: Medizinische Anwender*innen verlassen sich immer häufiger auf aktuelle Labordaten, nicht auf die Bezeichnung „Indica“ oder „Sativa“.

Woran du dich stattdessen orientieren solltest
Also, wie behältst du den Überblick, ohne im Dickicht der Sorten unterzugehen? Hier einige Tipps von uns bei Weeds Republic:
Terpenprofil checken: Falls du in einem legalen Markt unterwegs bist oder Zugriff auf Laboranalysen hast, wirf unbedingt einen Blick auf die Terpene. Geschmack, Duft und Wirkung ergänzen sich gegenseitig.
Cannabinoid-Gehalt beachten: Schau nicht nur auf THC oder CBD – auch sekundäre Cannabinoide können für dich interessant sein.
Körperliche und psychische Reaktionen beobachten: Führe ein kleines Tagebuch (kann auch einfach eine Notiz-App sein). Notiere Sorte, Terpene, Cannabinoidwerte und wie du dich nach dem Konsum gefühlt hast.
Vertraue deinem Instinkt: Unsere Geruchswahrnehmung ist erstaunlich treffsicher. Oft wählt unsere Nase intuitiv das Profil, das uns guttut.
Experimente und Beratung: Frage Fachleute – ob im Fachgeschäft oder in Patientencommunitys. Tausche dich aus, probiere dich vorsichtig durch.
Die Zukunft: Mehr Wissen, mehr Vielfalt, mehr Transparenz
Gleichzeitig schreitet die Legalisierung in vielen Ländern voran, und immer mehr Menschen haben Zugang zu gesicherten Informationen sowie zu qualitativ hochwertigen Produkten. Dieser Trend wird sich weiter verstärken. Wir erwarten, dass in den nächsten Jahren deutlich mehr Wert auf Transparency gelegt wird: Jeder soll erfahren, was genau in seinem Produkt steckt.
Wissenschaft und Aufklärung schreiten Hand in Hand voran. Moderne Labors bieten inzwischen umfassende Cannabinoid- und Terpenanalysen, und immer mehr Sorten werden mit detaillierten Chemovar-Beschreibungen auf den Markt gebracht. Das alles dient letztendlich nur einem Ziel: Dass Konsument*innen – ob medizinisch oder rekreativ – ihr persönliches Optimum finden.

Ein neues Kapitel für dein Cannabiserlebnis
Wir bei Weeds Republic sagen: Weg mit den alten Schubladen „Indica“ vs. „Sativa“. Diese Einteilung ist zwar historisch (und auch für unsere Produktbeschreibungen) interessant, aber für heutige Ansprüche schlichtweg zu unpräzise. Die Zukunft gehört den Terpen- und Cannabinoidprofilen – also jenen Faktoren, die tatsächlichen Einfluss auf Körper und Geist haben.
Für dich als Konsument*in heißt das:
Du kannst viel selbstbestimmter entscheiden, welche Sorte zu dir passt.
Du musst dich nicht mehr von Halbwahrheiten leiten lassen.
Du hast die Möglichkeit, dein persönliches Wohlfühl-Profil zu entdecken und wissenschaftlich fundierte Infos für deine Wahl heranzuziehen.
Und das Beste daran: Wenn du dich auf diese Weise mit Cannabis beschäftigst, machst du es dir nicht nur einfacher, die richtige Sorte zu finden, sondern du lernst auch, bewusster und achtsamer damit umzugehen.
Unser Appell an dich
Nimm die althergebrachte Indica-Sativa-Klassifizierung gern als unterhaltsamen Nostalgie-Faktor zur Kenntnis – aber bleib offen für das, was die moderne Forschung hergibt. Letztlich zählt, was dir hilft, was dich entspannt oder inspiriert und was dir Freude bereitet.
Denn wie wir bei Weeds Republic zu sagen pflegen: Wissen ist das beste High. In diesem Sinne: Lass die Mythen hinter dir und wage einen Blick in die Welt der Terpen- und Cannabinoidprofile. Du wirst überrascht sein, wie viel mehr es da zu entdecken gibt.
Happy Exploring
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